Dies hier ist zwar noch aus dem Dezember 23, aber es ist zu gut, um hier nicht erwähnt zu werden: Christoph Blocher fordert einen Moderator für überparteiliche Gespräche, am besten von ausserhalb der Politik. Aus dem Artikel im Tagesanzeiger: «Eine Person mit Autorität, jemand, der die Schweiz versteht.» «Als Beispiel nennt er Fritz Gerber, den 2020 verstorbenen ehemaligen Chef und Verwaltungsratspräsidenten von Roche». Also ich weiss ja nicht, was Sie für Erfahrungen machen, aber aus meiner Sicht trägt eine Leiche am Tisch nun auch nicht gerade zur Belebung von Diskussionen bei.
Schamanismus spielt in vielen Kulturen eine wichtige Rolle. Ob man ihn in die Schweiz importieren soll, kann man so oder sehen. Aber das? Aus der Sonntagszeitung vom 7. April: «Schamanin Werthmüller [klingt ja doch schon ein bisschen skurril, oder?] hat in der Online-Akademie «Four Winds» einen Ansatz mit vielen Lehren der indigenen Andenvölker erlernt – vor Ort zugegen sein musste sie dafür nie.» Vielleicht müsste den Schamanen in den Anden mal jemand erklären, dass man sich da mit weniger Mühen auch einfach zertifizieren lassen kann...
Am 23. April berichtet der Tagi über in Textilien eingewobene Sensoren und eine dazugehörige App. Mit der App kann man sich zum Beispiel «von einer sanften Frauenstimme» in den Schlaf entspannen lassen, und «danach soll man das Smartphone ausschalten und am Morgen kontrollieren, wie gut man sich erholt hat [Hervorhebung von mir]...Am Morgen lässt sich detailliert auf dem Smartphone nachlesen, wie lange man zum Einschlafen gebraucht hat, wie sich Herzschlag und Atmung im Schlaf verändert haben, wie tief der Schlaf war und sogar wie oft man die Position gewechselt und wie lange man auf Bauch, Rücken oder der Seite gelegen hat.» Ich erwache also morgens und soll dann anstatt mich selbst lieber die App fragen, wie gut ich erholt bin – und zwar, indem ich den Tag mit Statistik beginne. Als ich persönlich: lieber ein Müesli.
23. Juni, Interview mit Mario Irmiger zum Einsatz von McKinsey bei der Umstrukturierung der Migros. Der Journalist nennt Irmiger die Zahl von vier Millionen pro Monat für die Berater, in den Raum gestellt durch die NZZ. Antwort: «Das monatliche Honorar ist massiv tiefer. Wir geben 500'000 bis 700'000 Franken pro Monat für McKinsey aus.» Ach ja, wenns nur das ist. Ich glaube, ich muss mal mein Preismodell überdenken.
Dann gabs allerlei lustige Überschriften:
- «Forscherin sucht Kinder für neue Pestizid-Studie». Nach der Ankündigung wird man sie wohl einfangen müssen...Bringen Sie schon mal Ihre kleine Tochter in Sicherheit.
- «Mit dem Sinfonieorchester Basel Schottland erleben.» Aber das Hotelzimmer muss ich nicht mit denen teilen, oder? Und überhaupt, passt denn das zu den ganzen Dudelsäcken?
- «12 Minuten täglich verändern Ihr Leben». Ja, hätten wir gern. Glaub ich aber nicht.
- «Summer Black Friday in der Schweiz”. Wir warten nur noch auf die Herbst-Ostern...
- «Die besten Lebensregeln. Nicht verzweifeln: Einfache Antworten auf komplizierte Fragen.» Verkauft sich gut, funktioniert prächtig in Wahlkämpfen – bleibt trotzdem Quatsch.
Was geschmeidig überleitet zu Albert Rösti: Im Rahmen einer Diskussion um Massnahmen zur Erhaltung der Biodiversität liess er verlauten, er sehe auf seinen Wanderungen nicht weniger Schmetterlinge als früher. Also wenn das das Niveau ist, auf dem er sich Gedanken zu komplexen Fragestellungen macht, dann liegt die Hoffnung wohl eher anderswo.
Und nicht zuletzt freuen wir uns natürlich über die Nachricht, dass die von der Schweiz bestellten Kampfjets nun doch auch bei Gewitter fliegen dürfen und nicht Gefahr laufen, bei einem Blitzeinschlag zu explodieren...Qualitätsware made in USA, ich sag’s ja.
Ein frohes neues Jahr!
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